„Hier spricht Berlin“ – Das Haus des Rundfunks

Das Haus des Rundfunks wurde am 22. Januar 1931 feierlich eingeweiht und ist inzwischen 85 Jahre alt. In dieser langen Zeit hat es so einiges erlebt. Das Haus des Rundfunks ist zudem „der älteste Rundfunkstandort Europas“. Seine Ausmaße und die hier entwickelten technischen Innovationen machen ihn noch immer zu einem der bedeutendsten Rundfunkstandorte Deutschlands. Den faszinierenden Bau und viele spannende Geschichten aus den Bereichen Radio und Fernsehen kann man während einer Tour des rbb erleben. 

In der Weimarer Republik entstanden, diente der 1933 fertiggestellte große Sendesaal dem Nationalsozialismus als Kontaktmedium zur Bevölkerung. Schließlich besaß fast jeder dritte Deutsche damals bereits ein Radio. Während der Bombardierungen Berlins bleibt das Rundfunkgebäude weitestgehend unbeschadet, da es vielmehr als markanter Orientierungspunkt für die Luftangriffe dient.

„Das Haus des Rundfunks ist in seiner Größe und Ausstattung einzigartig in Europa: Der massive Ziegelbau in Form eines gleichschenkligen Dreieicks mit Klinker- und Keramikplattenverblendung beherbergt neben unzähligen Büroräumen drei große Sendesäle in seinem Inneren, außerdem mehr als zehn Aufnahmestudios sowie Proben- und Schalträume.“

Von den Rotarmisten lange Zeit besetzt fand am Haus des Rundfunks nicht nur der Zweite Weltkrieg ein Ende, sondern spielten sich bis 1957 sogar spannende Szenen des Kalten Krieges ab. Denn bis 1956 bleibt das Rundfunkgebäude von den Sowjets besetzt. Als eigene abgeriegelte Enklave verbleiben 10 bis 15 Soldaten im Gebäude. Sie haben wenig Unterhaltung und darunter leidet die Rundfunkausrüstung. Die Renovierungs- und Aufräumarbeiten dauern bis 1958 an. In dieser Zeit ist das Gebäude an der Masurenallee kein „Haus des Rundfunks“, sondern vielmehr ein „Haus des Schweigens“.

Radiogeschichte

Die Inbetriebnahme des Hauses erfolgt am Vormittag des 22. Januar 1931. Alfred Braun, der erste Radioreporter der Welt steht auf der Galerie des ersten Obergeschosses und ruft dem Funkhaus-Direktor Hans Bredow zu:

„Das Schiff ist klar zur Fahrt – Kommandant, geben Sie den Befehl zum Start!“

Mit diesen Worten ist der Umzug des jungen Rundfunks vom Vox-Haus am Potsdamer Platz in das Gebäude an der Masurenallee abgeschlossen. Ab jetzt wird Radiogeschichte im Westend geschrieben.

Modell Haus des Rundfunks

Als das Haus des Rundfunks am 4. Dezember 1957 feierlich wiedereröffnet wird stehen Alfred Braun und Hans Bredow, welche bereits 1931 bei der Eröffnung dabei waren, wieder im Mittelpunkt. Der Sender Freies Berlin (SFB) knüpft nicht nur durch die Pioniere an die Weimarer Rundfunktradition an. Während der Deutschen Teilung vermittelt der Sender Freies Berlin (SFB) den West-Berlinern eine eigene Identität und versorgt  als Frontstadtsender bis zum Fall der Mauer die Berliner mit Unterhaltung per Radio. Auch die Bürger der DDR werden von hier mit westlichen Informationen versorgt.

Fernsehgeschichte

Bereits seit 1955 wird in den Studios des Rundfunkhauses zudem das Fernsehprogramm mitgestaltet. Aus dem nahe gelegenen Deutschlandhaus sendet ab nun das SFB-Fernsehen. 1958 startet  die „Berliner Abendschau“, weitere Programme folgen.

Baugeschichte

Das einem gleichschenkligen Dreieck nachempfundene Gebäude mit brauner Klinkerfassade wurde von Hans Poelzig entworfen, der als Wegbereiter der Modernen Architektur gilt.

Poelzig_Gedenktafel_Friedrichstadtpalast

Dabei nutzte Poelzig für die Konzeption des „interessanten Baus im Backsteinexpressionismus“ mit seiner 150 Meter langen braun verklinkerten Hauptfassade vor allem die Funktion des Gebäudes.

„Die Sendesäle liegen in der Mitte und werden durch die sie umgebenden Büroräume vor Schall geschützt.“ (Ästhetik & Funktionalität)

Besonderes Highlight ist dabei der mit gelben Klinkern verzierte Lichthof, der aufwändig1987 wieder in seinem Ursprungszustand hergestellt wurde.

Lichthof

Besonders das I.G.-Farben-Haus in Frankfurt a.M.  und der Umbau des Großen Schauspielhauses in Berlin trugen neben dem Bau des Haus des Rundfunks zu seiner Bekanntheit bei. Von seinen Bauten ist in Berlin, neben dem Gebäude an der Masurenallee, beispielsweise noch das Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz erhalten, an welchem auch eine Gedenktafel an Poelzig erinnert.

Das Haus des Rundfunks heute

Das markante Gebäude an der Masurenallee vermittelt heute nicht nur deutsche Rundfunkgeschichte. Aufgrund seines Alters steht der braune Klinkerbau natürlich inzwischen unter Denkmalschutz. Das Gebäude ruht sich aber nicht auf seinem Status als eher unbekannten Sehenswürdigkeit aus, sondern wird fast unverändert seit seiner Eröffnung vor 85 Jahren seiner ursprünglichen Aufgabe gerecht. Noch immer ist das Gebäude dem Rundfunk und dem Fernsehen verschrieben und steht seit 2003 in gleicher Funktion dem rbb zur Verfügung. Dabei wird dieses Denkmal von seinen Nutzern geliebt, gehegt und gepflegt.

Empfehlung

Der rbb bietet montags um 18 Uhr und samstags um 15 Uhr eine etwa 90-minütige, kostenlose Führung an. Um diese genießen zu können ist nur eine vorherige Anmeldung erforderlich.

Dabei kann man auch noch auf einen der wenigen betriebenen Paternoster in Berlin treffen. In ihm fuhr bereits Jimi Hendrix und für das Musikvideo zum Song „A Happy Place“ bestieg Katie Melua den Personenumlaufaufzug des Haus des Rundfunks. Leider hat der Paternoster zum Zeitpunkt der Montags-Führung bereits Feierabend.

Paternoster

Webschmankerl & Bücherkiste

Das Haus des Rundfunks befindet sich in der Masurenallee 8, der Haupteingang des rbb in der Masurenallee 12.

 

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