Geburtsort der Currywurst: Herta Heuwers Imbiss im Witzleben-Kiez

Als „Mutter der Currywurst“ bezeichnete sich Herta Heuwer, die im Witzleben-Kiez von 1949 bis 1979 ihren Imbiss hatte. Ihre Erfindung: Das Steak des kleinen Mannes. Von der Kantstraße aus begann die Currywurst ihre Erfolgsgeschichte. Noch heute werden allein in Berlin etwa 70 Millionen Currywürste pro Jahr verspeist.  

Wie jedes beliebte Fast Food kommt das Gericht mit wenigen Zutaten aus: eine Wurst, mit oder ohne Darm, Currysauce und nach Belieben ein Brötchen oder Pommes dazu.

Nur in der Zubereitung unterscheiden sich die Currywürste von Ort zu Ort. Die gepökelte oder geräucherte Wurst wird gebraten oder gebrüht. Die Sauce wird mit geheimen Zutaten zubereitet oder trocken als Curry-Paprika-Mix über der Wurst verstreut und mit Tomatensauce übergossen.

Currywurst

Der Streit um die Currywurst

Bei Currywurst scheiden sich die Geister, eine Meinung hat jedoch fast jeder. Mir gegenüber wurde einmal die These aufgestellt, dass  anhand der Bestellung der Currywurst Ost- und West-Berliner voneinander unterschieden werden können. Ohne Darm bestellt bevorzugt der Ost- , mit Darm der West-Berliner. Ob das wirklich stimmt? Klar ist jedenfalls, dass die Currywurst inzwischen zum deutschen Wurst-Klassiker geworden ist.

Und dann darf man sich ja auch noch um den Ursprungsort streiten. Hamburg oder Berlin? Schließlich hält sich die Hamburger Legende dank der Novelle von Uwe Timm ja hartnäckig.

Der Streit über die Erfindung der Currywurst ist weiterhin lebhaft im Gange. Das Ruhrgebiet möchte mit ihrer ungepökelten und ungeräucherten Variante nicht hintenanstehen. Die Berliner Currywurst ist ihnen ein Dorn im Auge und zählt daher auch nicht.

Für mich bleibt der Ursprung trotzdem ganz klar in Berlin! Und zwar gleich hier um die Ecke im Witzleben-Kiez.

Herta Charlotte Heuwer

Für Berliner wird die Erfindung der Currywurst der in Königsberg geborenen und in Berlin lebenden Herta Charlotte Heuwer geborene Pöppel zugeschrieben.

Da ihr Mann bei Siemens arbeitet, findet auch Herta eine Anstellung im KaDeWe und die beiden werden in Charlottenburg ansässig. Nach dem Krieg macht sich Herta selbstständig. 1946 fängt sie mit dem Verkauf von Würstchen an, zuerst mit einem Bauchladen, drei Jahre später im eigenen Imbiss.

Bereits 1949 mixt sie in ihrer Imbissbude  eine scharfe und pikante Sauce zusammen, die mit Tomatenmark und zwölf indischen Gewürzen verfeinert wurde, dazu reichte sie die kross angebratene Brühwurst im Darm. Wie Sie darauf kam?

„Es goss kleene Kinderköppe, kein Mensch an meiner Bude. Aus Langeweile rührte ich Gewürze mit Tomatenmark zusammen. Und es schmeckte herrlich.“ (Herta Heuwer)

Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße befand sich der Imbiss-Stand von Herta Heuwer, an welchem sie seit dem 4. September 1949 die beliebte Wurst mit Soße vertrieb. 

Zehn Jahre später lässt sich Heuwer ihre ganz spezielle Mixtur sogar patentieren und nennt ihre Soße in Anlehnung an die Grundzutaten „Chillup“. Auch die englische Worcestershiresauce und weitere unbekannte Zutaten enthält die Soße und wird immer öfter zur Wurst gereicht.

Später betreibt Heuwer an selbigen Standort erfolgreich eine Imbisshalle mit 19 Verkäuferinnen , die im Schichtbetrieb arbeiten. Denn am Stuttgarter Platz ist dank dem Bahnhof Charlottenburg immer etwas los und die Currywurst erfreut sich großer Beliebtheit. Pünktlich zu ihrem 66. Geburtstag wird die letzte Currywurst gebraten, danach das Geschäft geschlossen. Herta Heuwer verbringt ihre Rentenzeit in der Siedlung Eichkamp in Westend und stirbt 1999. Ihr Currywurst-Rezept nimmt sie mit ins Grab.

Anlässlich ihres 90. Geburtstages wurde ihr 2003 an einem nahen Gebäude eine Gedenktafel gewidmet, der heute Currywurst-Liebhabern den Geburtsort der tomatig-würzigen Wurst anzeigt.

Gedenktafel_hertaHeuwer

Kantstraße 101, Seite zur Kaiser-Friedrich-Straße, heute befindet sich hier ein Asiamarkt

Currywurst – der Imbiss für Jedermann

Seit nun schon 66 Jahren gibt es die Currywurst und die Nachfrage ist immer noch groß.

Am Imbiss „treffen sich der Mann im Blaumann und der in Nadelstreifen, hier verbindet die Liebe zur Currywurst Menschen aller Milieus.“ (Raimund Ostendorp)

Übrigens ist „einer der größten Wurstproduzenten überhaupt der Volkswagen-Konzern, in dessen hauseigener Produktion zwei Millionen Würste quasi vom Band laufen.“ (Alles über die Currywurst, S. 65). Die schnellste Currywurst gibt es in den über 300 Bordrestaurants der Deutschen Bahn und selbst auf dem Berliner Fernsehturm kann man die Wurst in würziger Soße in luftiger Höhe geniessen.

Seit 2009 besitzt Berlin ein speziell der Currywurst gewidmetes Museum. Das Berliner Currywurst Museum befindet sich in der Schützenstraße 70 in Mitte und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Currywurst heute in Charlottenburg?

Da sucht man die Currywurst beinahe vergebens. Am Stuttgarter Platz gibt es den Curry-Point,  der Imbiss Hasenecke befindet sich bereits am Savignyplatz und an der Wilmersdorfer Straße hat man die Wahl zwischen Curry 104 oder Eckert’s. Ansonsten muss man schon bis zum Bahnhof Zoo fahren, wo eine Nebenstelle von „Curry 36“ zu finden ist, oder weiter bis zum Kurfürstendamm zu „Bier’s Kudamm 195„… aber dann kann man eigentlich auch gleich durchfahren bis zu „Konopke“ in Prenzlauer Berg oder „Zur Bratpfanne“ in Steglitz.

Eine richtig gute Currywurst suchte ich in den von mir durchstreiften Charlottenburger Kiezen bisher vergebens.

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